Neues aus den Expertengruppen - Unser Engagement geht weiter: DIN 19573 + CEN/TC 216

In den vergangenen Wochen waren wir wieder bei verschiedenen Expertengruppen zur Standardisierung präsent:
Mit der Veröffentlichung des Entwurfes der revidierten DIN 19573 im April 2025 ist ein Meilenstein erreicht. Bereits seit 2018 engagiert sich insbesondere Dr. Tilman Gehrke für diese Revision. Die wesentliche Änderung ist, dass in die neue Norm, das Ende der 1970, Anfang der 1980 an der Universität Hamburg durch Professor Sand und Professor Bock entwickelte Verfahren zur Materialprüfung der biogenen Schwefelsäurekorrosion nun erstmals in einer Norm beschrieben wird. Für die höchste Schadensklasse XWW3 ist die biologische Prüfung von Beton- und Mörtelrezepturen nun die Methode der Wahl. Wir bieten das Verfahren nun schon seit über 10 Jahren in Kooperation mit Dr. Holger Wack vom Fraunhofer-Institut UMSICHT in Oberhausen an (siehe bei uns auf der Website "Materialprüfungen zur biogenen Schwefelsäurekorrosion"). Nach der öffentlichen Kommentierungsphase wird die Norm dann vermutlich noch in diesem Jahr final veröffentlicht. Sie dient schon bisher und auch weiterhin als entscheidende Leitschnur für Kommunen bei der Auswahl der richtigen Beton- und Mörtelrezepturen für Sanierung und Neubau der Abwassertransportleitungen. Parallel läuft auch die Internationalisierung der DIN zu einer europäischen Norm, auch hier ist unser Experte Dr. Tilman Gehrke selbstverständlich im entsprechenden Gremium bei CEN engagiert.
Im CEN/TC 216 gab es ebenfalls wichtige Entwicklungen, die insbesondere von Dr. Florian H. H. Brill begleitet worden sind. Als Convenor der strategischen Arbeitsgruppe (WG 5) nahm er Anfang Februar am TC Plenary meeting in Berlin teil, hier wurde u.a. auf seine Initiative eine Strukturreform der Normen im TC angestoßen. Das Prinzip zentrale methodische Details wie am Beispiel der EN 12353 und der EN 14885 zentral zu regeln wird eingeführt und konsequent umgesetzt. Dies wird mittelfristig zu einer deutlichen Vereinfachung der Normstruktur, also insgesamt wesentlich weniger Normen führen und gleichzeitig zu weniger Missverständnissen, weil ähnliche methodische Details nicht mehr als vielen Stellen dargestellt werden. Passend dazu fand das Kick-off-Meeting der Task Force Harmonization and Standarditation, die unter der WG 5 organisiert ist und sich schwerpunktmäßig mit diesem Thema beschäftigen wird, statt. Das Projekt mit höchster Priorität ist die Revision der EN 12353, bei der Dr. Jürgen Gebel die Projektleitung übernommen hat. Diese Norm soll erweitert werden und in Zukunft auch die Vorbereitung der Prüforganismen für die Wirksamkeitsprüfung beinhalten, so dass an einer zentralen Stelle Medien, Anzuchtbedingungen, Stammauswahl, Stammhaltung usw. beschrieben sind. Diese Informationen können dann Schritt für Schritt aus den einzelnen Normen verschwinden, wodurch sie einfacher werden. Da diese Inhalte der Hauptunterschied zwischen vergleichbaren Normen sind, die dasselbe Prüfprinzip beschreiben, können diese zusammengeführt werden. Ein Beispiel ist die Normenreihe EN 14561, EN 14562, EN 14563, die das Prüfverfahren für die Wirksamkeitsprüfung manueller Instrumentendesinfektionsmittel beschreibt und die auch zurzeit in Revision sind. Die verantwortliche WG 1 überlegt nun, ob aus diesen drei Normen eine Norm wird. In der besagten WG 1 leitet Dr. Florian H. H. Brill gemeinsam mit Anna Ulatowski auch das Projekt zur Revision der EN 14348, die nun in die finale Phase geht. Anna hat an einem Projektmeeting teilgenommen, um letzte offene Punkte zu klären. Dazu hat Dr. Florian H. H. Brill auch die Leitung der Task Force "Polio-Replacement" übernommen. Die WHO möchte Polio von der Erde eradizieren und hat daher auch die ECHA und CEN aufgefordert, das Poliovirus als Prüfvirus bis 2026 aus der EN 14476 und der ECHA efficacy guidance zu entfernen. Die dynamische Gruppe hat bereits große Fortschritte gemacht und zwei mögliche Alternativviren identifiziert. Es handelt sich dabei um das EMCV 1 Stamm Ungarn sowie das Coxsackie-Virus Stamm B5. Beide Viren sind im Vergleich zu Poliovirus nun Gegenstand umfangreicher Ringversuche, die bis Ende des Jahres abgeschlossen werden sollen. Hauptzielrichtung ist es, einen Virusstamm zu identifizieren, der eine vergleichbare Resistenz aufweist wie das Poliovirus und auch eine Relevanz im Anwendungsgebiet hat. Unsere Virusexpertinnen Dr. Dajana Paulmann und Dr. Britta Becker sind hier natürlich genauso involviert wie in der Weiterentwicklung des 4-Felder-Tests für die Viruzidie, dessen technische Fertigstellung näher rückt.
Diese wichtigen ehrenamtlichen Arbeiten werden wir weiterhin unterstützen.